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1. Vaterländische Geschichte - S. 141

1900 - Berlin : Nicolai
141 geführt. Eine kurfürstliche Anweisung legte es jedem Landmann nahe, hinter seinem Hause einen Garten einzurichten. Die Anlage von Baumgärten mürbe auch durch die Bestimmung gefördert, daß jeder junge Landmann vor seiner Trauung sechs Obstbäume und sechs Eichen gepflanzt haben sollte. 2. In Holland hatte der Kurfürst erfahren, wie wichtig Handel und Verkehr für die Volkswohlfahrt sind. Auch auf diesem Gebiete mußte er von vorne anfangen. Die Handelsstraßen wurden ausgebessert und erweitert, Brücken und Dämme gebaut, die Wasserstraßen reguliert und durch Kanalbauten untereinander verbunden. Von hervorragender Wichtigkeit war die Verbindung der Oder mit der Elbe durch den Müllroser oder Friedrich-Wilhelms-Kanal; durch ihn wurden der Osten und Westen, Frankfurt und Magdeburg einander genähert und der Zugang zu beiden nordischen Meeren gewonnen. Berlin lag nun in der Mitte eines Wasserweges zwischen Breslau und Hamburg. Gleich günstig wirkte die Einrichtung von Posten. — Das Münzrecht nahm der Kurfürst für sich allein in Anspruch. Auch die Maße wurden für das ganze Land einheitlich geregelt. In Hinsicht aus den überseeischen Handel war Holland für den Kurfürsten gleichfalls eine gute Schule gewesen. Er war bestrebt, auch seinem Lande die Hilfsquellen der Fremde zu eröffnen. In Königsberg entstand eine Handelsgesellschaft, deren Schiffe in die entferntesten Gegenden segelten. Unter Beihilfe von holländischen Sachverständigen ließ sich Friedrich Wilhelm Kriegsschiffe erbauen; Pillau wurde Kriegshafen.*) Sogar vor der Gründung von Kolonien in'afrika schreckte er nicht zurück. Die Mißgunst der Holländer störte freilich den Fortgang des Werkes. Schon unter seinem zweiten Nachfolger wurde die an der Westküste Afrikas gelegene branden-bnrgische Kolonie mit der Feste Groß-Friedrichsbnrg an Holland verkauft. 3. Die Gewerbthätigkeit, die beim Beginn seiner Regierung ganz darniederlag, hob sich so, daß sie imstande war, den Bedarf des Landes zu decken. Gern beschaffte man sich damals ausländische *) Von seiner Kriegsflotte machte der Kurfürst in einem Falle auch ernsten Gebrauch. In dem Kampfe gegen Ludwig Xiv. hatten ihm die Spanier Hilfsgelder versprochen. Als sie nicht gezahlt wurden, sandte er sechs Kriegsschiffe aus mit dem Aufträge, spanische Schiffe wegzunehmen. Das kühne Unternehmen wurde von der brandeuburgischen Flotte mutig und erfolgreich durchgeführt. (Gedicht: „Der große Kurfürst zur See" von Gruppe.)

2. Vaterländische Geschichte - S. 237

1900 - Berlin : Nicolai
237 Gegensatz von Stadt und Land, von Hauptstadt und Provinz wird ausgeglichen. Schon vorher wurde der Dampf als bewegende Kraft zu Wasser verwandt. Den ersten Dampfer erbaute der Amerikaner Fulton 1807. Im Jahre 1816 fuhr das erste Dampfschiff in Deutschland auf dem Rheine. Die Verwendung des Dampfes im Dienste der Seeschiffahrt förderte den Seeverkehr und den Welthandel. 2. Telegraph. Telephon. Postwesen. Das Maschinenwesen hatte eine Neugestaltung auf gewerblichem Gebiete und im Völkerverkehr hervorgerufen. Durch die Verwendung der Elektricität im Nachrichtenverkehr traten weitere wesentliche Wandlungen ein. Die Möglichkeit, den elektrischen Strom für die Zeichengebung auf weitere Entfernungen zu benutzen, hatte Professor Sömmering in München bereits 1809 erwiesen. 1833 stellten die Professoren Weber und Gauß in Göttingen einen elektromagnetischen Apparat her, der das Telegraphieren durch einen einzigen Draht gestattete. Allein die glänzende Erfindung fand im eigenen Vaterlande weder Anerkennung, noch Anwendung. Einige Jahre später gelangten dann Zeigerapparate von England nach Deutschland und fanden mit Verbesserungen von Siemens und Halske schnell Eingang- Die Anwendung des Papierstreifens, dem ein mit dem Magnete verbundener Stift Striche und Punkte aufdrückt, führt sich gleichfalls auf einen Deutschen zurück (Steinheil in München). Den Gedanken gestaltete der Nordamerikaner Morse in die praktische Erfindung des Drucktelegraphen aus. Letzterer trat seit Mitte der fünfziger Jahre an die Stelle des Zeichengebers. — Mit dem Ban und der Einrichtung von Telegraphenlinien beschäftigte sich besonders Werner Siemens, der sich mit Halske verbunden hatte. Die Firma entwickelte sich bald zu einem Welthause. Auch die erste Kraftmaschine und die erste elektrische Eisenbahn wurde von der Firma Siemens und Halske gebaut. Die Telegraphie gestattet Mitteilungen durch Umsetzung der Gedanken in Worte und Zeichen. Die Möglichkeit, Worte und Töne in die Ferne zu senden, bietet der Fernsprecher oder das Telephon, das auch von einem Deutschen erfunden wurde (Philipp Reis 1860). Aber auch diese Erfindung kam erst nach zwei Jahrzehnten auf dem Umwege über Nordamerika in verbesserter Gestalt nach Deutschland zurück und verbreitete sich dann schnell im Anschluß an den Postverkehr. Von hervorragender Wichtigkeit für Handel und Verkehr wurde die Neuordnung des Postwesens auch in Bezug auf die brief-

3. Vaterländische Geschichte - S. 26

1900 - Berlin : Nicolai
26 mäßig beachtet. Fortgesetzt kümmerte sich der König um die Landwirtschaft. Seine zahlreichen Güter waren Musterwirtschaften. Er förderte Gemüse-, Wein- und Waldbau und machte die Vermehrung der Haustiere zur allgemeinen Pflicht. Die Hebung des Handels und Verkehrs gründete sich auf die Schaffung neuer Verkehrsmittel urtti Handelsbeziehungen. Die Gaugrafen mußten Dämme und Brücken bauen und in gutem Zustande erhalten lassen. In Mainz schlug man eine ansehnliche Brücke über den Rhein. Die Flußläufe wurden zur Erleichterung der Schiffahrt geregelt. Die Anlage eines Schiffahrtskanals zur Verbindung des Rheins und der Donau scheiterte an der Unzulänglichkeit der technischen Hilfsmittel. Zur Erleichterung des Handels richtete man in verschiedenen Städten Warenniederlagen ein und hielt Märkte zum Umtausch der Waren ab. Seme besondere Sorgfalt widmete Karl der Sicherung der verbesserten Handelswege vor Überfall und Plünderung. Auch mit dem Auslande knüpfte erhandels-beziehungen an und schloß Handelsverträge ab. In jener Zeit begann der Tauschhandel sich in deu Geldhandel umzugestalten. Das Münzwesen wurde geordnet. Das Recht, Münzen zu schlagen, stand allein dem Kaiser zu und wurde in den kaiserlichen Pfalzen ausgeübt. Die wichtigste Münze war der Silberpfennig. Erst später wurden Goldmünzen geprägt. Auf den königlichen Gütern (Domänen) fand auch das Handwerk eine Stätte; doch gab es unter den Handwerkern nur Leibeigene. Die Freien beschäftigten sich, solange sie nicht ihrer Fahnenpflicht genügten, ausschließlich mit der Landwirtschaft. Ohne Unterlaß suchte der König auch die Bildung -seines Volkes zu heben. Nach dem damaligen Brauche hatte er sich in seiner Jugend besonders in den Waffen geübt und die Leibesübungen gepflegt. Noch im Mannesalter war er bemüht, die Lücken in seinem Wissen und Kömmt auszufüllen. Unausgesetzt übte er sich im Schreiben. Erst spät erlernte er die griechische Sprache. Ost nahm er zu seinen Studien die Nacht zu Hilfe. Da er den Umgang mit Gelehrten sehr liebte, berief er die weisesten Männer jener Zeit an seinen Hof. — Das aufwachsende Geschlecht sollte zeitig in die Bildungsschätze eingeführt werden; darum wurden au seinem Hofe und in den Klöstern Schulen eingerichtet. Nicht nur die Kinder der Freien, sondern auch die der Hörigen sollten darin unterrichtet werden. Die Hofschule besuchten die Söhne der vornehmsten und der geringsten Beamten. Karl selbst stattete der Anstalt dann und wann einen Besuch ab.*) *) Gedicht: „Wie Karl Schulvisitation hielt" von Gerok.

4. Vaterländische Geschichte - S. 185

1900 - Berlin : Nicolai
185 Lehrern in besonderen Anstalten. — Die völlige Erneuerung der Staatsverwaltung und des Heerwesens, die sich nach Friedrichs Tode, der selbst die Seele des Ganzen gewesen war, als'not-wendig erwies, wurde nicht in Angriff genommen. Auf diesen Fehler führt sich Preußens Unglück in der nun hereinbrechenden bewegten Zeit, die mit der französischen Revolution anhebt, zum großen Teil zurück. (Siehe Seite 199.) 4. Die Kunst hatte an Friedrich Wilhelm Ii. einen warmen Förderer. In Berlin entstand das neue Schauspielhaus und das mit dem Siegeswagen geschmückte Brandenburger Thor. — Handel und Verkehr wurden durch Anlegung des Ruppiuer-Kanals und der ersten preußischen Steinstraße (Chaussee) zwischen Berlin und Potsdam gefördert. — Das unter Friedrich Ii. begonnene „Allgemeine preußische Landrecht" wurde 1794 veröffentlicht und in Kraft gesetzt. — In Hinsicht auf die kirchlichen Verhältnisse und die si ttlichen Zustäude trat unter dem neuen Regiment ein merklicher Rückgang ein. Auf Veranlassung des Ministers Wöllner wurde der Nachdruck auf ^ das äußerliche kirchliche Wesen gelegt, worunter das wahre Christentum und das lebendige kirchliche Leben in den Gemeinden entschieden leiden mußte. Die sittlichen Zustände ließen viel zu wünschen übrig. Zwar war in jener „Zeit der Aufklärung" auch unser Vaterland in Gesahr, den rechten Glauben einzubüßen. Doch weniger durch strenge Vorschriften und Verordnungen, als vielmehr durch vorbildliches Leben seitens der Regierenden ließ sich hier Wandel schaffen. Das eine ohne das andere mußte notwendig die Gemüter erregen und verbittern. 5. Zweite und dritte Teilung Polens. In den Jahren 1793 und 1795 fanden zwei weitere Teilungen Polens durch die benachbarten Renche statt. In der zweiten Teilung erhielt Preußen außer Danzig und ^horn bte Gebiete, welche die heutige Provinz Posen bilden m der dritten fiel ihm ein ausgedehntes Gebiet mit der Hauptstadt Warschau zu, das spater zu Rußland geschlagen wurde. 6. Zur Entwickelungsgeschichte der Reichshauptstadt. In Berlin war schon unter Friedrich Wilhelm I. mit der Niederlegung der mittelalterlichen Befestigungen begouueu worden; unter Friedrich Ii. warb bte Entfestigung der Stadt beendet und so ihre Erweiterung erleichtert Mit dem Bau des Opernhauses (1741) begann die Nrngestaltimg des heute glänzendsten Teiles der Residenz. Der Schloßplatz wurde freigelegt und außer der Hedwigskirche der frühere Dom (am Lustgarten) gebaut. Der Tiergarten, bisher ein Jagd-

5. Vaterländische Geschichte - S. 220

1900 - Berlin : Nicolai
220 Bruder des Hingerichteten Königs als Ludwig Xviii.*) In dem ersten Pariser Frieden (am 30. Mai) räumte man Frankreich die Grenzen von 1792 ein; es blieb demnach im Besitz der deutschen Lander Elsaß und Lothringen. Von den zahlreichen entwendeten Kunst,chatzen wurde nur der Siegeswagen mit der Viktoria aus Frankreich zurückgebracht und wieder auf dem Brandenburger Thore aufgestellt. b) Der zweite Befreiungskrieg. 1815. 1. Napoleons Rückkehr. Im Herbste des Jahres 1814 versammelten sich die Fürsten mit ihren Räten und Feldherren in Wien, um über die Neugestaltung aller Verhältnisse in Europa zu beraten. Bei der Geltendmachung ihrer Ansprüche zeigte sich ihre Uneinigkeit und Eifersucht noch deutlicher als während des Krieges. Da ging plötzlich die Schreckenskunde durch das Land: „Napoleon hat die Insel Elba verladen und ist nach Frankreich zurückgekehrt." Schadenfroh hatte der Verbannte auf Elba den Zwiespalt, der zwischen seinen früheren Gegnern herrschte, beobachtet. Auch die steigende Unzufriedenheit der Franzosen mit der neuen Regierung war ihm nicht unbekannt geblieben. Die günstigen Umstände wahrnehmend, verließ er heimlich seine Insel und landete am 1. März 1815 mit seinen Getreuen an der französischen Küste. Wie er erwartet hatte, so geschah es: überall wurde er mit Jubel aufgenommen, Volk und Heer fielen ihm zu, der neue König mußte Frankreich verlassen^ Napoleons Reise nach Paris glich einem Triumphzuge. Die in Wien versammelten Fürsten vergaßen allen Streit und alle Zwietracht. Ganz Europa stand gegen den gemeinsamen Feind auf. Seiner Versicherung, daß er fortan in Frieden regieren wolle, schenkte man nirgends Glauben. Überall wurde zu dem neuen Kampfe eifrig gerüstet. — Am schnellsten war England auf dem Platze, ^m Verein mit niederländischen, Hannoveranischen, braunschweigischen und anderen Truppen stellten sich die Engländer in dein neuerrichteten Königreich der Niederlande auf. Unter den übrigen Mächten stand Preußen zuerst kriegsbereit da. Fürst Blücher war wieder der Führer des Heeres, das sich an der Maas sammelte. Nach und nach solltenalle kriegstüchtigen Truppen über den Rheinziehen. 2. Die Schlacht bei Ligny. Durch schnelle Siege hoffte Napoleon sich auch gegen die feindliche Übermacht zu behaupten. Mit seinen kampfgeübten Truppen eilte er an die Nordgrenze seines Reiches. *) Ludwig Xvii., der Sohn des vorigen Königs, hat (wie Napoleon Ii.) den Thron nie inne gehabt.

6. Vaterländische Geschichte - S. 236

1900 - Berlin : Nicolai
236 Namhafte Veränderungen hatte das Aufblühen des Maschinen Wesens im Gefolge. Das Erwerbsleben wurde gänzlich umgestaltet, die Handarbeit durch die Maschinenarbeit verdrängt. Die Werkstätten verminderten sich. Aus dem Kleinbetrieb oder dem Kleingewerbe entwickelte sich der Großbetrieb oder das Großgewerbe. Das Handwerk, das nach dem Sprichwort einen goldenen Boden hat, wurde sehr eingeengt. — Besonders nachhaltig auf die Verhältnisse der Arbeiter wirkte die sich als notwendig erweisende Teilung der Arbeit. Der einzelne Arbeiter stellt in den Fabriken nirgends vollständige Erzeugnisse, sondern nur Stücke oder Teile davon her. Durch die unablässige Wiederholung derselben Thätigkeit wird er geschickt, das Erzeugnis möglichst gut herzustellen und die Arbeit sicher und schnell zu verrichten. Da alle Gegenstände in kurzer Zeit massenhaft angefertigt werden, kann ihr Preis herabgesetzt werden. Mit der Güte und Brauchbarkeit verbindet sich demnach die Billigkeit der Fabrikerzeugnisse. — Die Arbeitsteilung ist freilich auch nicht ohne Nachteile. Der Fabrikarbeiter wird nur in der Herstellung einzelner Teile von Fabrikaten geübt; er ist ganz auf die Fabrik angewiesen und für sich allein unselbständig und erwerbsunfähig. — Mit dem Aufblühen des Fabrikwesens stand das Zuströmen der Arbeitskräfte vom Lande in die Fabrikorte und das ungeheure Wachstum der Städte in ursächlicher Verbindung. Gleich nachhaltig wie die feststehende Maschine auf Gewerbe und Industrie wirkte die sich fortbewegende Maschine auf Handel und Verkehr ein. Schon Watt versuchte mittelst der Dampfmaschine Wagen fortzubewegen. Die erste Lokomotive erbaute aber erst Georg Stephenson in England; er wurde damit der Begründer des Eisenbahnwesens, um welches sich in Deutschland vor allem Borsig verdient machte. Die erste Eisenbahn wurde 1825 in England eröffnet. In Deutschland verband die erste Eisenbahn Fürth mit Nürnberg (1835). Nachdem der bei jeder Neuerung hervortretende Widerstand besiegt worden war, überzog sich die Erde mit einem sich mehr und mehr verengenden Schienennetz. Seine Dichtigkeit ist am größten in industriellen Gegenden. Der Eisenbahnbau überwand alle Hindernisse. Berge wurden überstiegen oder durch meilenlange Tunnel durchbrochen, Thäler und Flüsse, ja Meeresarme überbrückt. — Die Eisenbahn befördert Personen und Güter mit vordem ungeahnter Schnelligkeit von Ort zu Ort. Die Entfernungen verringern sich. Das Reisen wird ungemein erleichtert. In friedlichem Verkehr treten sich die Stämme und Völker näher. Der

7. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 339

1889 - Berlin : Nicolai
— 339 Letzteres ist Bundesland, und der neue Souverän muß in den Stand gesetzt werden, seine Verpflichtungen gegeu deu Bund iu militärischer wie in jeder anderen Hinsicht zu erfüllen. Holstein aber eine andere Militär-Organisation zu geben als Schles- wig, würde zu einer neuen Schwächung des staatlichen Zusammenhanges führen und das Einschreiten Prenßens in Kriegszeiten lähmen. Es muß also ein Modus gefunden werden, um dem neuen Staat eine einheitliche Militär-Orgauisatiou und zugleich die unumgängliche Verbin- duug mit dem preußischen Militärsystem zu gebeu. — Um nicht ohne Not eine Änderung der Bundes-Kriegsverfassung zu beantragen, sind wir bemüht, die erstrebten Garantien in Übereinstimmung mit derselben ins Leben zu führen. — Für die Kriegsmarine der beiden Herzogtümer wird dieselbe or- ganische Verschmelzung mit der preußischen beabsichtigt. Da keine Marine des Deutschen Bundes existiert, und die Streitkräfte Holsteins zur See für eine folche also vertragsmäßig nicht in Anspruch genommen sind, so findet auf diesem Gebiete keine Berührung mit der Bnndes-Kriegsversassnng statt. Die Bildung einer selbständigen Marine Schleswig-Holsteins würde nach den Kräften dieses Staates schwer zu verwirklichen sein und unzulänglich bleiben, um die Kräfte, welche die Herzogtümer auf diesem Gebiete dar- bieten, für Deutschlands Wehrkraft zur See thätig zu macheu. — Die Bildung eines neuen, isolierten Zollgebietes zwischen Norddeutschlaud und dem skandinavischen Norden würde unnatürlich sein, auf alle materiellen Interessen lähmend einwirken und die bisherigen Verkehrs-Beziehungen Preußens zu Dänemark und Schweden wesentlich verschlechtern. Die innere Selbständigkeit des neuen Staates und seiner Verwaltung bleibt unbeschränkt. Nur soweit die Einrichtungen für die Aushebung des Militärs 2c. dabei in Betracht kommen, werden die inneren Verhältnisse den preußischen Einrichtungen angepaßt, und den preußischen Militär-Behörden die ersorder- liche Mitwirkung gesichert. Außerdem muß die Königliche Regierung sich iu zwei Punkten einen bestimmenden Einfluß vorbehalten. Der eine betrifft den (d. h. noch anzu- legenden) Nord-Ostsee-Kanal, über welchen, da er die Verbindungslinie für die preußische Marine in der Nord- und Ostsee bildet, Prenßen ein Oberaufsichtsrecht nach den in dem Entwurf entwickelten Grundsätzen in Anspruch nimmt. Der zweite bezieht sich ans das Post- und Tele- grapheuweseu in den Herzogtümern. — Ohne eine vorgängige und bindende Regelung der Verhältnisse zu Preußen uach diesen Grundsätzen würden wir in der Bildnug eines neuen Staates, wie ich im Eiugaug bereits angedeutet, eine positive Gefahr für Preußen erkennen. — Bismarck. 22*

8. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 267

1889 - Berlin : Nicolai
— 267 — würde jetzt weniger Schwierigkeit haben, als in der Folge, indem in diesem Augenblick eine ähnliche Einrichtung in den Städten jenseits der Weichsel stattfindet^). Eiue jede Stadt mit einem gewissen Kreis des umgebenden Landes hätte daun ihre Miliz-Kompagnien, theilsinfanterie, theils Kavallerie. Sie besetzten einige Thore der Stadt und hätten außerdem ihre Waffen. Sie kleideten und bewaffneten sich selbst und erhielten keine Besoldung. Die Infanterie konnte Büchsen führen, alle sich grün kleiden. Die Kom- pagnien eines jeden Stadtbezirks versammelten sich jährlich und würden von dem kommandierenden General der Provinz, den Landständen und den ersten Civilbehörden gemustert; nachher erfolgte ein Scheibenschießen .... 3) Würde diese Miliz, wenn günstige Umstände zur Verteidigung des Vaterlandes eintreten sollten, sehr bald ohne Aufsehen vermehrt werden und mit den stehenden Truppen dienen können. Sie würde zur Verteidi- guug der Flüsse, Posten und in durchschnittenem Terrain in Verbindung mit Liuieutruppeu verwendet werden und bald den Dienst gnter, leichter Truppen leisten. Nur in der Hinsicht, daß diese Einrichtung jetzt ohne Anstehen augeordnet und in der Folge vielleicht zu großen Zwecken dienen kann, bringe ich sie bei Ew. Majestät als einen Gegenstand, der eine nähere Untersuchung verdient, allernnterthänigst in Anregung. Memel, den 31. Juli 1807. 296. Scharnhorst über die Heeresreorganisation. 1807. Brief an Clausewitz vom 27. November. ipertz, Das Leben des Ministers Freiherrn vom Stein, Berlin 1850 ff., Bd. Ii., 184 f.) Wäre es möglich, nach einer Reihe von Drangsalen, nach Leiden ohne Grenzen aus deu Ruiuen sich wieder zu erheben, wer würde nicht gern alles daran setzen, um den Samen einer neuen Frucht zu pflanzen, und wer würde nicht gern sterben, wenn er hoffen könnte, daß sie mit neuer Krast und Lebeu hervorginge! Aber nur auf einem Wege, mein lieber Clanfewitz, ist dies möglich. Man muß der Nation das Gefühl der Selb- ständigkeit einflößen, man mnß ihr Gelegenheit geben, daß sie mit sich selbst bekannt wird, daß sie sich ihrer selbst annimmt; nur erst dann wird sie sich selbst achten und von anderen Achtung zu erzwingen wissen. Darauf hinzuarbeiten, das ist alles, was wir können. Die Bande des Vorurteils lösen, die Wiedergeburt leiten, pflegen und sie in ihrem sreien Wachstums nicht hemmen, weiter reicht unser Wirkungskreis nicht. So sehe ich die Sache, so sehe ich unsere Lage an. Ich ziehe mich sehr wenig bei dieser Lage des Ganzen in Betracht. Ich habe den besten Willen zu wirken, wo ich kann; ich bin aber nicht dazu gemacht, mir Anhang, Zutrauen dnrch ') Scharnhorst spielt hier aus die in Berlin und in andern okkupierten Städten von den Franzosen eingeführte Nationalgarde an.

9. Vaterländische Geschichte - S. 26

1898 - Berlin : Nicolai
26 mäßig beachtet. -Fortgesetzt kümmerte sich der König um die Landwirtschaft. Seine zahlreichen Güter waren Musterwirtschaften. Er förderte Gemüse-, Wein- und Waldbau und machte die Vermehrung der Haustiere zur allgemeinen Pflicht. Die Hebung des Handels und Verkehrs gründete sich auf die Schaffung neuer Verkehrsmittel undhandelsbeziehungen. Diegaugrafeu mußten Dämme und Brücken bauen und in gutem Zustande erhalten lassen. In Mainz schlug man eine ansehnliche Brücke über den Rhein. Die Flußläufe wurden zur Erleichterung der Schiffahrt geregelt. Die Anlage eines Schiffahrtskanals zur Verbindung des Rheins und der Donau scheiterte an der Unzulänglichkeit der technischen Hilfsmittel. Zur Erleichterung des Handels richtete man in verschiedenen Städten Warenniederlagen ein und hielt Märkte zum Umtausch der Waren ab. Seine besondere Sorgfalt widmete Karl der Sicherung der verbesserten Handelswege vor Überfall und Plünderung. Auch mit dem Auslande knüpfte erhandels-beziehungen an und schloß Handelsverträge ab. In jener Zeit begann der Tauschhandel sich in den Geldhandel umzugestalten. Das Münzwesen wurde geordnet. Das Recht, Münzen zu schlagen, stand allein dem Kaiser zu und wurde in den kaiserlichen Pfalzen ausgeübt. Die wichtigste Münze war der Silberpfennig. Erst später wurden Goldmünzen geprägt. Auf den königlichen Gütern (Domänen) fand auch das Handwerk eine Stätte; doch gab es unter den Handwerkern nur Leibeigene. Die Freien beschäftigten sich, solange sie nicht ihrer Fahnenpflicht genügten, ausschließlich mit der Landwirtschaft. Ohne Unterlaß suchte der König auch die Bildung seines Volkes zu heben. Nach dem damaligen Brauche hatte er sich in seiner Jugend besonders in den Waffen geübt und die Leibesübungen gepflegt. Noch im Mannesalter war er bemüht, die Lücken in seinem Wissen und Können auszufüllen. Unausgesetzt übte er sich im Schreiben. Erst spät erlernte er die griechische Sprache. Oft nahm er zu seinen Studien die Nacht zu Hilfe. Da er den Umgang mit Gelehrten sehr liebte, berief er die weisesten Männer jener Zeit an seinen Hof. — Das aufwachsende Geschlecht sollte zeitig in die Bildungsschätze eingeführt werden; darum wurden an seinem Hofe und in den Klöstern Schulen eingerichtet. Nicht nur die Kinder der Freien, sondern auch diejenigen derhörigen sollten in denselben unterrichtet werden. Diehof-schule besuchten die Söhne der vornehmsten und der geringsten Beamten. Karl selbst stattete der Anstalt dann und wann einen Besuch ab.*) *) Gedicht: „Wie Karl Schulvisitation hielt" von Gerock.

10. Vaterländische Geschichte - S. 141

1898 - Berlin : Nicolai
141 geführt. Eine kurfürstliche Anweisung legte es jedem Landmann nahe, hinter seinem Hause einen Garten einzurichten. Die Anlage von Baumgärten wurde auch durch die Bestimmung gefördert, daß jeder junge Landmann vor seiner Trauung sechs Obstbäume und sechs Eichen gepflanzt haben sollte. 2. In Holland hatte der Kurfürst erfahren, wie wichtig Handel und Verkehr für die Volkswohlfahrt sind. Auch auf diesem Gebiete mußte er von vorne anfangen. Die Handelsstraßen wurden ausgebessert und erweitert, Brücken und Dämme gebaut, die Wasserstraßen reguliert und durch Kaualbauteu untereinander verbunden. Von hervorragender Wichtigkeit war die Verbindung der Oder mit der Elbe durch den Müllroser oder Friedrich-Wilhelms-Kaual; durch denselben wurden der Osten und Westert, Frankfurt und Magdeburg einander genähert und der Zugang zu beiden nordischen Meeren gewonnen. Berlin lag nun in der Mitte eines Wasserweges zwischen Breslau und Hamburg. Gleich günstig wirkte die Einrichtung von Posten. — Das Münzrecht nahm der Kurfürst für sich allein in Anspruch. Auch die Maße wurden für das ganze Land einheitlich geregelt. In Hinsicht auf deu überseeischen Handel war Holland für den Kurfürsten gleichfalls eine gute Schule gewesen. Er war bestrebt, auch seinem Lande die Hilfsquellen der Fremde zu eröffnen. In Königsberg entstand eine Handelsgesellschaft, deren Schiffe in die entferntesten Gegenden segelten. Unter Beihilfe von holländischen Sachverständigen ließ sich Friedrich Wilhelm Kriegsschiffe erbauen; Pillau wurde Kriegshafen.*) Sogar vor der Gründung von Kolonien in Afrika schreckte er nicht zurück. Die Mißgunst der Holländer störte freilich den Fortgang des Werkes. Schon unter seinem zweiten Nachfolger wurde die an der Westküste Afrikas gelegene branden-burgische Kolonie mit der Feste Groß-Friedrichsburg an Holland verkauft. 3. Die Gewerbthätigkeit, welche beim Beginn seiner Regierung ganz darniederlag, hob sich so, daß sie imstande war, den Bedarf des Landes zu decken. Gern beschaffte man sich damals ausländische *) Von seiner Kriegsflotte machte der Kurfürst in einem Falle auch ernsten Gebrauch. In dem Kampfe gegen Ludwig Xiv. hatten ihm die Spanier Hilfsgelder versprochen. Als dieselben nicht gezahlt wurden, sandte er sechs Kriegsschiffe aus mit dem Auftrage, spanische Schiffe wegzunehmen. Das kühne Unternehmen wurde von der brandenburgischen Flotte mutig und erfolgreich durchgeführt. (Gedicht: „Der große Kurfürst zur See" von Gruppe.)
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